Funktionstüren im Hotel

Lösungen für hochwertiges Design bei hohen gesetzlichen Anforderungen – Gummibärchen am Kopfkissen und einen Apfel an der Rezeption – das bekommen Hotelgäste geschenkt. Wenn sie das Hotel mit diesen Giveaways verlassen, haben sie unzählige Funktionstüren passiert. Davon ist jede einzelne in der Regel sorgfältig durchdacht und mit diversen Schutzfunktionen ausgestattet. Ob in ästhetisch anspruchsvollem oder einfach klassischem Design – Hoteltüren mit unterschiedlichen Anforderungen müssen sich optisch nicht voneinander unterscheiden.

Die Hotelzimmertüren verfügen über eine Brand-, Rauch- und Schallschutzfunktion. Sie stellen die Privatsphäre der Gäste sicher und schützen im Brandfall zeitweise vor durchdringendem Rauch und Feuer. Ein Zutrittskontrollsystem sorgt für hohen Bedienkomfort und eine hinter der Zarge integrierte Lichtinstallation strukturiert den langen Flur und dient der Orientierung.

Für Gäste soll das Hotel wie eine Heimat auf Zeit sein. Architekten und Planer von Hotels wiederum sind in der Beherbergungsstättenverordnung (BStättV) zuhause. Denn sie ist die wichtigste Grundlage beim Planen von Hotels. Für Hoteltüren im Speziellen ist §7 relevant. Darin wird weitestgehend der Brand- und Rauchschutz detailliert beschrieben. Noch mehr Pflichten beim Planen von Hoteltüren verlangen weitere Verordnungen wie die Schallschutzrichtlinien nach DIN 4109 (Innentüren), Brandschutzverordnungen (DIN 4102, Teil 2) und Rauchschutzgesetze (DIN 18095). Fluchtwege, Feucht- und Nassräume müssen darüber hinaus ebenso in die Planung einbezogen werden wie auch Anforderungen an Barrierefreiheit, die den Regelungen der DIN 18024 unterliegt. Und damit nicht genug: Aufgrund der hohen Nutzerfrequenz sollte jede Hoteltür immer mit der Beanspruchungsklasse 4 (extrem) nach DIN EN 1192 gewählt werden.

Türen und Zargen im Hotel – ein Überblick

In Hotels können viele unterschiedliche Tür- und Zargenlösungen abgefragt werden. Dabei muss jeder Typus stets den jeweiligen Anforderungen einzelner Funktionen und Nutzungen nachkommen und den Designansprüchen gerecht werden. So ist es nicht unüblich, dass in einem einzigen Hotel viele verschiedene Türblatt- und Zargenvarianten zum Einsatz kommen. Ein Beispiel hierfür ist das Hotel „Das Tegernsee“ im gleichnamigen Ort. Hier wurden bei Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen verschiedenste Türen verbaut: einflügelige Brand-, Rauch- und Schallschutztüren mit 70 mm Türdicke (Rw,P=42 dB), Holzfaltstockzarge und zusätzlicher Leibungsverkleidung sowie Rauchschutztüren (42 mm und 50 mm Türdicke) mit Holzfutterzarge. Zudem kamen Röhrenspantüren (42 mm Türdicke) mit Holzfutterzargen zum Einsatz. Als Oberfläche für das Türblatt wählten die Münchner Architekten Landau+Kindelbacher Eiche querfurniert, gebürstet.

Designverbund

Das Besondere an den verschiedenen Türblatt- und Zargen-Typen ist, dass es Möglichkeiten gibt, mit nur einem Design unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Im sogenannten „Designverbund“ können nahezu alle Funktionen wie beispielsweise Brand-, Rauch- und Schallschutz sowie Einbruchhemmung in einem Design miteinander kombiniert werden. Wenn sich beispielsweise die Hotelzimmertür und die Tür zum Treppenhaus optisch nicht voneinander unterscheiden sollen, kann an der Zimmertür die Schallschutzfunktion und an der Flurtür die Brand- und Rauchschutzfunktion mit Fluchtwegeignung gewährt werden – ganz individuell, in gleichbleibendem Design.

Einsatzbereiche für Türen im Hotel

Flure und Treppenhäuser

Flächenbündige Flurtüren die sich nahezu unsichtbar in die Wandgestaltung einfügen, sind im Empfangsbereich des Hotels Riu Plaza zu finden. Diese schützen im Brandfall zeitwei-se vor einem Übergreifen des Feuers auf angrenzende Gebäudeabschnitte und sichern den Fluchtweg.

Neben den auch hier wiederkehrenden Anforderungen an Brand- und Rauchschutz, Fluchtwegeignung und Barrierefreiheit, wird in Fluren und Treppenhäusern großen Wert auf Transparenz gelegt. Die Türen sollten sich möglichst unsichtbar im Gebäude integrieren und für gute Tageslichtverhältnisse sorgen. Daher handelt es sich häufig um großflächig verglaste Elemente, flächenbündige Türen und Nischentüren. Die zuletzt genannten Nischentüren bieten vor allem im Hotelalltag ein hohes Maß an Funktionalität, da sie im geöffneten Zustand platzsparend in der Wand liegen und die maximale Durchgangsbreite gewähren. Im Brandfall schließen diese Türen automatisch, um die verschiedenen Gebäudeteile voneinander abzutrennen.

Zimmer

Zum Schutz vor Lärm und Geräuschen ist hier ein Schallschutzwert von bis zu 45 dB wertvoll. Die Mindestanforderung von 37 dB für Türen in Beherbergungsstätten zwischen Fluren und Übernachtungsräumen schreibt die DIN 4109 vor. Schlösser mit Geräuschdämpfung und Türschließer sorgen zusätzlich für die Reduktion von Ruhestörungen. Neben Schallschutz werden Hotelzimmertüren häufig in Kombination mit Brand- und Rauchschutz ausgeführt. Für den guten ersten Eindruck spielen zudem hohe Designansprüche eine wichtige Rolle. Um diese langfristig zu gewährleisten, kommen aufgrund der Robustheit häufig Stahlzargen zum Einsatz. Diese trotzen auch kräftigerem Türschließen und Stößen mit dem Koffer ohne Schäden am Material. Bei den Zargen der Zimmertüren ist zudem ein Zargenspiegel von bis zu 400 mm verbreitet, um Türschilder und Lichteffekte zu integrieren. Die Abstimmung dafür notwendiger Stromzuführungen sollte dabei frühzeitig in die Planung einfließen. Weiter sollten die Türen zugunsten des Komforts und des Schutzes der Gäste über Zutrittskontrollsysteme verfügen.

Die holzwerkstofffreien Türen im Spa- und Wellnessbereich des Hotels Oversum sind nassraumgeeignet, um langanhaltender und direkter Nässe ohne Schäden am Material standhalten zu können. Die Oberfläche der Türen ist besonders pflegeleicht und reinigungsmittelbeständig.

Badezimmer

In Bädern müssen Türen im täglichen Gebrauch einer indirekten und temporären Feuchtigkeitseinwirkung, zum Beispiel durch Wasserdampf, Spritz- und Kondenswasser standhalten. Daher ist es wichtig, dass die Türen feuchtraumgeeignet und robust sind. Sie können daher zum Beispiel mit einer angegossenen PU-Schutzkante sowie einem Feuchteschutz-Sockel an der Türblatt- und Zargenunterseite ausgestattet werden. Dieser wird aus feuchteunempfindlichem Plattenmaterial gefertigt und verhindert praktisch dauerhaft Schäden durch Feuchtigkeit.

Verbindungstüren (Suiten-Doppeltüranlagen)

Ebenso hoch wie bei den Zimmertüren sind Schallschutzanforderungen bei Verbindungstüren, die z.B. dazu dienen, Suiten zu vergrößern oder Abschnitte abzutrennen. Sie müssen sich in das Interieur des Zimmers integrieren und vor allem einfach zu bedienen sein. Dies wird durch eine spezielle Konstruktion erreicht, durch die sich das Türelement von Hand oder über Schließmittel leicht bewegen lässt. Da an Suiten- und Zimmerverbindungstüren auch besondere Schutzanforderungen gestellt werden, verfügen diese meist über einbruchhemmende Funktionen sowie Schallschutzeigenschaften bis zu Werten von 57 dB.

Die zweiflügelige Tür zum Fitnessbereich des Hotels gewährt die volle Durchgangsbreite und sorgt durch Verglasungen im Türblatt für Transparenz. Ein installiertes Zutrittskontrollsystem regelt und kontrolliert den Zugang.

Wellness / Spa

Man darf davon ausgehen, dass Hotels mit Spa-Bereich generell sehr hohen Designansprüchen folgen. Das gilt in Folge auch für die Türen, die dort häufig in ausgefallenen Designs und mit Verglasungen ausgeführt werden. Weiter müssen Türen in diesem Bereich direkter und langanhaltender Nässe sowie dem täglichen Einfluss von Reinigungsmitteln standhalten. Neben der Nassraumeignung können auch Brand- und Rauchschutz eine Rolle spielen. In Kombination mit korrosionsbeständigen Edelstahlzargen werden die Türen den hohen Anforderungen an Hygiene und Langlebigkeit gerecht.

Küche, Kantine, Restaurant

Viel Funktion – viele parallele Anforderungen: allen voran steht in solchen Räumlichkeiten die Robustheit, gefolgt von hoher Sauberkeit, Schallschutz und Nassraumeignung. Um die strengen Hygienevorschriften in Gastronomiebereichen zu erfüllen, ist auch hier der Einsatz von Edelstahlzargen bestens geeignet. Die widerstandsfähigen und wasserabweisenden Zargen halten auch täglicher Reinigung und direkter Nässeeinwirkung – selbst durch Hochdruckreiniger – problemlos stand. Bei dem Einsatz von Nassraumtüren sollte ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass diese holzwerkstofffrei sind, um Schäden dauerhaft vorzubeugen. Auch die Investition in die PU-Kante lohnt sich in diesem Bereich: sie ist leicht zu reinigen, lösemittelbeständig und besonders robust. Darüber hinaus werden Küchen-, Kantinen- und Restauranttüren häufig automatisch betrieben, um Barrierefreiheit und Komfort zu gewähren und Arbeitsabläufe zu erleichtern.

Konferenzraum

Türen in Konferenz- und Besprechungsräumen müssen repräsentativ sein. Dies wird häufig durch moderne Designs und großzügige Abmessungen der Türelemente erreicht. Auch ein hohes Maß an Diskretion muss gewährleistet werden: So gilt es in Konferenzräumen hohe Schallschutzauflagen von mindestens 42 dB zu erfüllen. Durch die hohe Frequentierung dieser Türen sollten sie zudem möglichst robust sein und zum Beispiel mit automatischen Drehflügelantrieben Bedienkomfort bieten.

Büros

Um den Mitarbeitern ein angenehmes und geräuscharmes Arbeitsklima zu ermöglichen, sollten Bürozugangstüren mit einer Schallschutzfunktion ausgestattet werden und mithilfe von verglasten Oberlichtern und Seitenteilen für optimale Tageslichtverhältnisse sorgen. In Arbeitsbereichen mit erhöhten Sicherheitsanforderungen sind auch einbruchhemmende RC 2, RC 3 und RC 4 Ausführungen möglich.

Keller- und Nebenräume

Außer, wenn Keller- und Nebenräume von Gästen genutzt werden, reduziert man die Anforderungen dieser Türen auf die gesetzlichen Vorschriften frei nach dem Prinzip „Praxis und Nutzen statt Design und Komfort“. Sicher sollten sie trotz dessen sein und beispielsweise in Technikräumen Brand- und Rauchschutzanforderungen erfüllen. Auch einbruchhemmende Ausführungen sind in diesen Bereichen eines Hotels empfehlenswert.

Kinderspielbereich

Dort, wo sich viele Kinder aufhalten, werden Türen immer kindgerecht, also mit hohen Sicherheitsfunktionen wie Fingerklemmschutz und gerundeten Kanten ausgestattet. Die Verletzungsgefahr muss nahezu ausgeschlossen werden. Die Oberflächen der Türblätter und Zargen sind oft farbenfroh und sollten robust und leicht zu reinigen sein. Daher kommen hier häufig die HPL-Oberflächen-Kollektionen der Hersteller zum Tragen.

Hotelplanung: Planungsrelevante Aspekte

Bei den Brand- und Rauchschutz-Regelungen geht die Gesetzgebung so weit, dass Türen nur als einheitlich geprüftes Element geliefert werden dürfen. Dies betrifft Türblatt, Zarge, Schließmittel, Bänder, Schlösser und Drückergarnituren. Wenn also Architekten und Planer ihre gestalterischen Wünsche schon mit dem Bauherrn abgestimmt haben und diese Wünsche bis hin zur Zeichnung detailliert beschreiben, erhalten sie seriöse Angebote vom Hersteller. Die große Herausforderung besteht in der Hotelplanung darin, die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten und deren Risiken zu kennen, sie mit dem Bauherrn abzustimmen, präzise auszuwählen und gleichzeitig die DIN-Vorschriften einzuhalten. Bei der Realisierung selbst kommen weitere gewerksübergreifende Schnittstellen  dazu, die in der Planung berücksichtigt werden müssen, um auf Zeitverzögerungen reagieren zu können. Wenn zum Beispiel die Türen noch nicht eingebaut werden können, weil Maler, Bodenleger oder Elektrotechniker ihre Arbeiten noch nicht abgeschlossen haben. Es gibt Lösungen, diesen Unwägbarkeiten so vorzubeugen, dass weder der Zeit- noch der Kostenplan in Mitleidenschaft gezogen werden. Zeitlich ist es möglich, innerhalb von ein paar Tagen Türen zu produzieren, also nahezu just-in-time. Selbst, wenn Sonderlösungen ab Stückzahl 1 gefragt sind. In solchen Fällen unterstützen Hersteller die Architekten mit Beratung, Vor-Ort-Terminen und entsprechenden Ausschreibungsprogrammen (z.B. FormCalc von Schörghuber). Hierzu werden oftmals auch Schulungen und Weiterbildungen angeboten. Wichtig ist, dass Architekten, Planer und Hotelbetreiber wissen, dass sie mit Fachberatern Muster abstimmen, technische Möglichkeiten klären und sich über Sonderlösungen bei den Herstellern informieren können.

Fazit

Ein letzter Blick auf das Hotel „Das Tegernsee“ zeigt, dass die erfolgreiche Realisierung eines Objekts häufig mit der Zusammenarbeit steht und fällt: Dort lag die Herausforderung bei der Planung darin, die Design-Vorstellungen von Architekten und Bauherrn mit den Funktionsanforderungen, Vorschriften, Zulassungen und Sicherheitskonzepten in Einklang zu bringen. Die Abstimmung unter Architekten, Hersteller und Verarbeitern lief so gut, dass auch diese Herausforderung gemeinsam gelöst und umgesetzt werden konnte und sich das Ergebnis heute am Tegernsee entsprechend sehen lässt. Es gibt viele Standards und unzählig viele Möglichkeiten, Türen zu gestalten. Die Lösungen gibt es. Und Unterstützung von Seiten der Hersteller auch. Hier muss niemand in einen sauren Apfel beißen.

Ihr Türenblog.de Team

(Quelle: Schörghuber Presse)
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